Burggraben

Basics der Aktienbewertung: Burggraben-Eigenschaften – Wie Du Deinen langfristigen Erfolg extrem steigern kannst!

Hallo Leser,

heute möchte ich Dir mehr Wissen über Aktienbewertungen liefern. Es geht um den sogenannten Burggraben bei Unternehmen.

Ich starte heute mit meinem Lieblings-Zitat von Charlie Munger:

„A great business at a fair price is superior to a fair business at a great price”

Frei übersetzt: Ein großartiges Unternehmen zu einem guten Preis ist einem guten Unternehmen zu einem großartigen Preis überlegen.

Wenn Du wirklich tiefer einsteigen willst, dann musst Du zwangsläufig mehrere Dinge richtig machen, wenn Du den Wert eines Unternehmen bewertest (der Artikel befasst sich mit #2):

  1. Du musst verstehen, womit das Unternehmen sein Geld verdient. Hier hilft nur Lesen. Wenn Du das Geschäft nicht auf Anhieb verstehst, dann lass es sein und suche Dir ein neues Unternehmen, es gibt schließlich genügend davon. Alternativ musst Du Dich tiefer mit der Materie beschäftigen, was natürlich Zeit kostet.
  2. Das Unternehmen muss über einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil, einen sogenannten Burggraben verfügen (Das Unternehmen ist die Burg und der Burggraben schützt das Geschäftsmodell der Firma vor Wettbewerbern). Was das genau ist erkläre ich Dir in diesem Artikel.
  3. Wir wünschen uns ein tolles Management-Team, dass langfristig denkt und die Firma finanziell und strategisch optimal aufstellt. Idealerweise Menschen, die stark mit der Firma verbunden sind (weil sie die Firma mitaufgebaut haben oder ihnen ein großer Teil davon gehört). Die klassischen Söldner, die bei den meisten DAX-Konzernen vorsitzen, lassen dies leider oft vermissen.
  4. Man darf natürlich nicht zu viel für die Anteile bezahlen, sonst ist die Renditeaussicht eher beschissen. Egal wie toll der Laden auch ist.

Bevor Du fragst: Das habe ich mir nicht selbst ausgedacht, sondern kommt vom Meister persönlich (Charlie Munger – einfach auf Youtube mal nach BBC Interview suchen – Klasse Informationen!). Charlie hat zusammen mit Warren Buffett das Value Investing nach Benjamin Graham (deutsch bzw. englisch – sollte wirklich jeder Investor einmal gelesen haben!) auf eine neue Ebene gebracht, indem bei der Aktienauswahl nicht nur auf Punkt Nr. 4 (Preis) geschaut wird, sondern zusätzlich auf die Punkte 1-3.

Also zurück zum Burggraben:

Was kann das sein? Naja eigentlich alles Mögliche. Ich werde Dir trotzdem die aus meiner Sicht 5 wichtigsten Burggraben-Eigenschaften nennen. Wenn Du ein Unternehmen analysierst empfehle ich Dir dringend, nach genau solchen Eigenschaften zu suchen!

1. Marke:

Eine klassische Burggraben-Eigenschaft. Die Marke verleitet Käufer dazu, im Zweifelsfall zu dem Produkt der Firma zu greifen, obwohl andere Produkte gleichwertig in Qualität oder sogar günstiger im Preis sind. In manchen Fällen können hier extreme Kundenbindungen entstehen. Ein gutes Beispiel wäre Harley Davidson. Manche Leute tätowieren sich sogar das Logo auf den Körper. Stärker kann dieser Effekt schon gar nicht mehr sein. Andere Beispiele wären Disney-Filme, Coca-Cola oder Apple (bei diesen Firmen greifen Kunden gerne zu teureren Produkten, obwohl es ähnliche Produkte zu niedrigerem  Preis gibt). Es gibt unzählige weitere Beispiele und ich denke dieser Punkt ist sehr einleuchtend.

2. Wechsel:

Hierunter verstehe ich Produkte und Dienstleistungen, bei denen ein Wechsel des Kunden, hin zu einem anderen Anbieter so aufwändig ist, dass der Kunde den Wechsel niemals wirtschaftlich durchführen kann. Viele Firmen hängen in diesem Bereich bei ihren Anbietern fest. Microsoft z.B. ist in großen Unternehmen, mit dem Betriebssystem und jetzt auch der Cloud, nicht mehr wegzudenken. Für eine große Firma ist ein Umstieg, z.B. auf Apple fast unmöglich, da die gesamte Hardware und Software komplett ausgetauscht werden muss. SAP oder Oracle sind auch gute Beispiele. Wer kann sich SAP aus einer großen Firma wegdenken? Ist quasi unmöglich. Für Privatkunden gibt es ähnliche Kundenbindungen z.B. Apple. Wer einmal alle Geräte von Apple besitzt, der wird sich schwer damit tun hier auf Android umzuswitchen, weil alle Apple Geräte so gut miteinander vernetzt sind.

3. Geheimnisse und Patente:

Das exklusive Wissen und die Vermarktung von diesem Wissen ist ein erheblicher Wettbewerbsvorteil. Die Coca-Cola Rezeptur fällt mir da spontan ein. Aber auch Firmen wie 3M fallen definitiv unter diese Kategorie. Hier sind so viele Patente zu Spezialprodukten entwickelt und angemeldet worden, dass 3M diese Industriebereiche dominiert.

4. Preis:

Wenn eine Firma ein Produkt oder eine Dienstleistung deutlich günstiger anbieten kann, als die Konkurrenten, fällt es unter diese Kategorie. In Amerika fällt z.B. Wal-Mart  in diese Kategorie. Ryanair fällt mir noch hierzu ein, die Flüge durch ein anderes Geschäftskonzept irre günstig anbieten.

5. Monopol oder Oligopol:

Der Klassiker. Durch Regulierung und staatliche Auflagen kann nur einer oder wenige Anbieter die Produkte und Dienstleistungen anbieten. Die zahlreichen Firmen, die Infrastruktur anbieten zählen hierzu. Das können z.B. Strom-, Gas, Bahn – und Telefonnetze sein. Aber auch z.B. eine Allianz fällt hier z.T. drunter, da sie finanzstark genug ist Versicherungen anzubieten kann, die kleinere Versicherer gar nicht abdecken können, weil sie im Schadensfall bankrott wären. Für solche Versicherungspolicen muss daher einer der großen Versicherer gewählt werden, was die Auswahl sehr begrenzt.

6. Netzwerkeffekte:

Als klassischen Netzwerkeffekt bezeichnet man ein einfaches, aber extrem effektives System. Stell Dir einmal vor Du möchtest Dich bei einer Dating-Plattform anmelden. Es gibt nur 2 Stück. Die eine hat 2 Millionen Mitglieder und die andere hat 4 Millionen Mitglieder. Bei welcher Plattform meldest Du dich an? Vermutlich ohne groß darüber nachzudenken bei der 2. Plattform, da Du hier den größeren Nutzen erwartest. Wozu führt dieser Effekt langfristig? Die eine Plattform wird immer deutlich schneller Wachsen als die andere. Irgendwann ist der Unterschied so groß, dass die kleinere Plattform nur noch ein Randprodukt darstellt. Dies nennt man Netzwerkeffekt. Klassische Beispiele sind Facebook und Google. Diese Plattformen können so gut wie nie wieder von einem direkten Konkurrenten verdrängt werden, da sie über mehr Nutzer verfügen und dieses nutzen können, um bessere Angebote zu liefern (Mehr Daten = Bessere Suchergebnisse und gezieltere Werbung).

Fazit:

Das sind aus meiner Sicht die 6 häufigsten Burggraben-Eigenschaften. Wenn Dir noch mehr einfällt lass einen Kommentar da.

Was tut man nun damit? Ganz einfach: Wenn Du eine Aktie kaufen und längerfristig halten möchtest, dann frag Dich doch einmal welche Burggraben-Eigenschaften dieses Unternehmen hat. Häufig findet man Hinweise darüber in den Jahres- und Quartalsberichten bei der Unternehmensvorstellung oder dem Bericht des Vorsitzenden. Ich persönlich kaufe für mein Langfrist-Depot nur Aktien, die mindestens eine, besser mehrere dieser Eigenschaften haben. Das steigert die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass das Unternehmen auch in Zukunft noch weiter wachsen kann.

Du bist nicht sicher, ob ein Unternehmen einen Burggraben hat? Schau Dir die Wachstumszahlen (wie hier unter “Wachstumsanalyse” erklärt) historisch an. Diese kannst Du als Hinweis für diese Eigenschaft verwenden. Wenn kein Wachstum mehr möglich ist oder es sich stark verlangsamt hat, dann wäre das ein erstes Warnzeichen, dass der Burggraben kleiner (Wettbewerber klauen Marktanteile) wird oder gar nicht existiert.

Soviel erstmal zum Burggraben.

Liebe Grüße und bis die Tage zur nächsten Aktienanalyse (Die Firma beginnt mit einem großen A)

Hamsterrad

 

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