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Basics der Aktienbewertung: Warum Unternehmensbewertungen kinderleicht, aber trotzdem kompliziert sind

Hallo lieber Leser,

heute möchte ich Dir, während ich an den ersten Videos arbeite, eine kleinen Abriss darüber geben, warum das Bewerten von Aktiengesellschaften eigentlich Kinderleicht ist und warum es in der Praxis dennoch komplizierter sein kann.

Machen wir hierzu einfach ein kleines Gedankenspiel:

Stell Dir vor jemand klopft an Deine Tür und möchte Dir seine Firma verkaufen. Es handelt sich um eine Hamsterradkraftwerks Firma, wo glückliche Hamster (natürlich Tierschutzgerecht) in den Hamsterrädern laufen und jährlich Strom im Wert von 1.500€ produzieren. Die Kosten für das Futter und allem, was man für so ein Kraftwerk benötigt liegen bei 500€ pro Jahr, so dass Du 1.000€ pro Jahr als Gewinn bekommen würdest, wenn Du diese Firma kaufen würdest. Jetzt nehmen wir der Einfachheit halber an, dass sich in Zukunft an diesen Zahlen nichts ändern wird. Jedes Jahr gibt es nach Abzug der Kosten einen Gewinn von 1.000€, der auf Deinem Konto landet.

Jetzt die 100.000 Dollar Frage: Wieviel wärst Du bereit für diese Hamsterradkraftwerks Firma mit den glücklichen Hamstern zu bezahlen? Abhängig von Deinem Preis ergibt sich auch Deine Rendite. Bezahlst du 10.000€ für die Firma bekommst du eine Rendite von 10% pro Jahr auf Dein Kapital. Bezahlst Du nur 5.000€ bekommst du schon 20%. Und so weiter…

Klare Sache: Ich bezahle am liebsten möglichst wenig. Sagen wir mal zum Spaß 1.000€ für die Firma, die 1.000€ pro Jahr erwirtschaftet. Dann habe ich nach einem Jahr mein Geld wieder und jedes Jahr bekomme ich gratis 1.000€ überwiesen. Super Sache!

Jetzt kommt nächste 100.000 Dollar Frage: Wieso sollte Dir jemand diese Firma für 1.000€ verkaufen? Die Antwort lautet „Sowas macht normalerweise niemand“. Man will immer ein vielfaches des jährlichen Ertrags bekommen, sonst lohnt sich das Verkaufen ja nicht. Nehmen wir einmal an Du einigst Dich mit dem Verkäufer auf 10.000€. So hast Du bei einem jährlichen Gewinn von 1.000€ das 10-fache des Gewinns für die Hamsterrad Firma bezahlt. Deine Rendite liegt damit bei 10%, gar nicht schlecht das Geschäft!

Jetzt münzen wir das einmal auf eine Aktiengesellschaft. Es gibt die wichtige Kennzahl „Ergebnis je Aktie“ oder „Gewinn je Aktie“ genannt. Diese sagt vom Prinzip her aus, wie viel Gewinn das Unternehmen, pro Aktie, erwirtschaftet hat. Du kannst also dasselbe Prinzip jetzt bei einer Aktie anwenden. Du hast einen Börsenkurs, sagen wir mal als Beispiel 100€ pro Aktie und einen „Gewinn je Aktie“ von z.B. 10€. Dann hast du ebenfalls eine Rendite von 10% auf dein Kapital (warum das in der Realität nicht ganz stimmt erkläre ich Dir noch, aber das Prinzip ist korrekt). Die Aktie kostet also in diesem Fall das 10-fache des Gewinns. Diese Zahl wird als KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) bezeichnet und wird häufig verwendet um eine Aussage darüber zu treffen, ob eine Aktie günstig ist oder nicht. Jetzt sind wir doch schlauer als andere und denken uns „Wir kaufen also nur Aktien, die ein gutes (d.h. niedriges) KGV haben“, schließlich bekommen wir dann eine höhere Rendite auf unser Geld! Warum das in der Praxis so nicht funktioniert erkläre ich Dir jetzt:

Stell Dir wieder Dein Hamsterrad Unternehmen vor: Wir sagten ja, dass wir einen Gewinn von 1.000€ pro Jahr haben. Das bedeutet nach 10 Jahren haben wir 10.000€ Gewinn gemacht.

Was passiert denn jetzt, wenn der Gewinn nicht konstant bleibt sondern jedes Jahr um sagen wir einmal 10% steigt? Dann haben wir im 1. Jahr 1.000€ bekommen, im 2. Jahr 1.100€ (1.000€ x 1,1), im 3. Jahr 1.210€ (1.100€ x 1,1) und so weiter. In Summe kommt (ich habs mal vorbereitet) 15.937€ raus. Das sind 59% mehr Geld nach 10 Jahren als ohne Wachstum. Wenn das Unternehmen also mit 10% pro Jahr wächst bringt es Dir 59% mehr Geld ein und weil das jeder weiß wird, in der Regel, auch der Kaufpreis höher sein (z.B. 59% höher). Da kämen wir also auf einen Kaufpreis  von 15.937€ anstatt 10.000€. Somit wäre die Rendite vergleichbar wie bei der vorigen Variante, wir bekommen in beiden Fällen in 10 Jahren unser Geld zurück.

Wenn wir das selbe bei einem Aktienunternehmen durchspielen würde also bei einem „Gewinn je Aktie“ von 10€ und einem Wachstum von 10% pro Jahr dann ein KGV von 15,9 dabei rauskommen anstatt ein KGV von 10 (wieder 59% höher).

Jetzt kommt die dritte 100.000 Dollar Frage: Welches Unternehmen ist jetzt das bessere Investment? Das Unternehmen mit einem KGV von 10 oder das Unternehmen mit einem KGV von 15,9? Beide geben uns nach 10 Jahren das eingesetzte Geld zurück. Die Antwort lautet ganz klar „Es kommt drauf an!”. Wenn Du das Unternehmen länger als 10 Jahre halten möchtest, dann ist vermutlich die 2. Variante die bessere, denn nach den 10 Jahren bekommst du mehr Gewinn (im 11. Jahr 17,49€ pro Aktie) als bei der 1. Variante, wo der Gewinn ja immer bei 10€ konstant bleibt. Willst du nur 5 Jahre investiert bleiben, dann ist die 1. Variante vielleicht besser.

Das waren ja jetzt eher hypothetische Betrachtungen. Jetzt kommen wir einmal in die Praxis:

Wie sehen die Verhältnisse von Kursen und Gewinnen hier aus? Bei den Amerikanern liegt das historische KGV im Schnitt bei ca. 15, bei den deutschen Aktien etwas niedriger bei 14,6. Das bedeutet, dass die Leute an den Börsen unter normalen Bedingungen bereit sind, etwa das 15-fache des Gewinne für eine Aktie zu bezahlen. US-Börsen sind im langfristigen Mittel um ca. 7-8% pro Jahr gestiegen, somit kommt man zu einer einfach Faustformel, das KGV liegt in etwa beim doppelten der Wachstumssteigerung. Dabei hängt der konkrete Wert allerdings von vielen Faktoren ab z.B. wie ich eben beschrieben habe vom Wachstum. Wie stabil ist ein Unternehmen? Wie sicher ist das Unternehmen (ist es z.B. hoch verschuldet oder hat es gar keine Schulden). Für stabile und solide Werte, wie Coca-Cola, sind die Leute bereit mehr zu bezahlen, als für Werte wie ThyssenKrupp oder RWE, weil das Risiko geringer ist und die Zukunftsperspektiven stabil sind.

Was ist jetzt das Fazit des Artikels? Der Preis, den du für eine Aktie bezahlen solltest, hängt von den erwarteten Gewinnaussichten ab! Sei nicht der Anleger, der nur „günstige“ Aktien kauft, weil sie „günstig“ sind, denn diese Unternehmen sind nicht ohne Grund günstig. Wir wollen Aktien kaufen, die stabile Zukunftsaussichten haben und die nicht zu teuer sind. Was müssen wir dafür machen? Wir müssen das Unternehmen und die Branche verstehen, wir brauchen Firmen, die wie Coca-Cola einen Burggraben haben, wir müssen einen angemessenen Preis dafür bezahlen und da wir eine Prognose von ca. 10 Jahren machen, müssen wir einen gewissen Sicherheitspuffer einplanen für den Fall, dass wir mit unserer Prognose nicht richtig gelegen haben. All das werde ich Dir nach und nach genauer und ganz konkret zeigen.

Im nächsten Artikel “Basics der Aktienbewertung” erkläre ich Dir außerdem, warum der „Gewinn je Aktie“ nicht das einzige ist, worauf du achten solltest, denn diese Kennzahl ist meiner Erfahrung nach die Zahl, bei der die Unternehmen am häufigsten mit Bilanztricks rumpfuschen (natürlich im Rahmen des erlaubten). Hierzu werde ich Dir eine von Warren Buffett Lieblingskennzahlen vorstellen und warum diese Zahl, wenn es um das Thema Aktienbewertung geht, den „Gewinn je Aktie“ meilenweit schlägt.

Zudem lege ich jedem The Intelligent Investor ans Herz. Die Bibel für Value Investoren.

Bis dahin und Gruß

Hamsterrad

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[Quellen: Pexels.com]
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