Aktienanalyse American Express

Aktienanalyse: Let’s Value Nr. 16 – American Express Aktie

Hallo lieber Leser,

heute die nächste Aktienbewertung zur American Express Aktie von mir. Kurzes Zitat und los gehts!

“Bildung ist das, was Du nach der Schule lernst” – Robert Kiyosaki

Doch nun zur American Express Aktie

American Express ist ein weltweiter Anbieter von Finanzdienstleistungen mit Firmensitz in New York. Zu der Produktpalette des Kreditkartenherausgebers und Geschäftsreisedienstleisters gehören Kreditkarten und Reiseschecks. Zudem bietet das Unternehmen Bank- und Investmentdienstleistungen, sowie Versicherungen an.

Dabei unterscheidet sich American Express stark von den offensichtlichen Hauptkonkurrenten Visa und Mastercard. American Express ist neben dem Konkurrenten „Discover Financial Services“, einer der wenigen Kreditkartenanbieter, der ein vollständiges Closed-Loop-System betreibt.  Während Visa und Mastercard lediglich Gebühren für jede Transaktion mit der Kreditkarte erhalten und alle sonstigen Abwicklung des Kreditgeschäfts (Kapitalbereitstellung, Festlegen von Konditionen der Karten, wie Gebühren, Zinsen und Umgang bei Zahlungsausfall etc.) Dritten (Banken und sonstige Partner) überlassen, werden all diese Aufgaben durch American Express selbst übernommen. Dies bringt aus fundamentaler Sicht Vor- und Nachteile mit sich (siehe SWOT-Analyse). Neben dem US und internationalen Kartengeschäft existieren noch die Geschäftsbereiche Global Commercial (Zahlungsverkehr für kleine und mittlelgroße Firmen) und Global Network Services (Exklusive Partnerprogramme und Handel mit Daten).

Finanzkennzahlen (Stand 01.08.2016):

  • American Express Aktie WKN: 850226
  • Kurswert: 64,46 $
  • Dividendenrendite 2015:   1,7%.
  • Ausschüttungsquote (Dividende / Gewinn): 22%.
  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV):  12,7
  • Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): 3,0
  • Marktkapitalisierung 59,7 Milliarden $

SWOT-Analyse:

Stärken:Das Kreditkartengeschäft wird im wesentlichen durch zwei Hauptmerkmale bestimmt. Erstens fordern die Kunden ein hohes Maß an Sicherheit, sowie Integrität des Anbieters, zweitens muss der Nutzen im Vordergrund stehen (die Karten müssen überall akzeptiert werden und den Kunden muss durch Sonderaktionen, wie Rabatte oder günstigere Konditionen, ein Mehrwert geboten werden). American Express verfügt über einen guten Ruf und eine starke Marke (Status Symbol) im Bereich der Kreditkartenanbieter. Der Kreditkartenmarkt zeichnet sich durch starken Eintrittsbarrieren aus, die das Geschäft der vorhandenen Wettbewerber schützt. Durch das Closed-Loop-System verfügt American Express über einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil, da das Unternehmen über detaillierte Daten von den Kartennutzern verfügt. Diese können dazu genutzt werden, um den Kunden gezieltere Sonderaktionen beim Verwenden von den eigenen Kreditkarten anzubieten. Unter den „großen Drei“ verfügt American Express über die mit Abstand geringste Zahl an in Umlauf befindlichen Kreditkarten, jedoch über den höchsten generierten Kartenumsatz. American Express ist aufgrund des Geschäftsmodells und der Marke ein klassisches Burggraben-Unternehmen.  Das Unternehmen ist zudem global breit aufgestellt und in einer guten finanziellen Situation.

Schwächen: American Express erhebt mit Abstand die höchsten Gebühren für die Geschäfte, dadurch haben diese vermehrt ein Interesse, die Karten nicht mehr zu akzeptieren oder bevorzugt andere Karten zu akzeptieren. American Express hat wegen dieser Sachlage bereits einige Großpartner verloren (Costco, Jetblue, z.T. Wal-Mart). Reiseschecks machen einen großen Teil des Umsatzes aus, dieses Geschäft ist rückläufig. American Express verfügt über ein geringeres Wachstum als die Konkurrenz, sowie wegen des anderen Geschäftsmodells über eine höhere Verschuldung und geringere Margen. American Express bietet lediglich Kreditkarten und keine Bankkarten an.

Chancen: Der Umsatz mit Karten außerhalb der USA ist noch relativ gering. Hier kann American Express durch die Erschließung neuer Märkte weiteres Wachstum generieren. Durch gezielte Zukäufe können weitere Einnahmequellen und Synergien generiert werden. Neue Finanzprodukte und Dienstleistungen können in Zukunft größere Relevanz haben und neues Wachstum erzielen.

Risiken: Regulatorische Eingriffe in das Kreditkartengeschäft und das Bankengeschäft können negative Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis haben. Der starke Wettbewerb zwischen den Kreditkartenfirmen kann zu sinkenden Margen und geringeren Marktanteilen führen. Eine schwache Weltwirtschaft führt zu niedrigeren Umsätzen mit Kreditkarten. Durch die Digitalisierung können Anteile des konventionellen Kreditkartengeschäfts in Zukunft verloren gehen.

Langfristchart

American Express Chart

Aktie American Expresss Langfristchart

 

Die Aktie des Unternehmens ist ein Outperformer im S&P500 und hat sich besser entwickelt als der Index. Seit 2015 ist das Papier auf dem Rückzug.

Analysteneinschätzungen:

Die Analysten sehen derzeit kein Potenzial bei der Aktie des Unternehmens. In 2016 gab es 7 Kursziele von Analysten, davon waren zwei Verkaufsempfehlungen und 5 Empfehlungen auf „Halten“. Das mittlere Kursziel liegt derzeit bei 65$.

Die Wachstumserwartung der Analysten für die nächsten 5 Jahre wird im Schnitt mit 7,7% p.a. angegeben. Dies ist weniger als die 8,5% der letzten 5 Jahre. Somit gehen die Analysten von einer Verlangsamung des Wachstums aus.

Laut Tradingeconomics.com sind die US-Haushalte mit 80% des Bruttoinlandsproduktes verschuldet. Da die USA mit Abstand für den höchsten Anteil des Umsatzes von American Express sorgen, ist das Wachstumspotential für Privatverschuldung nicht mehr allzu groß.

Wachstumsanalyse (84 Punkte):

Wachstumsanalyse American Express

American Aktie Express Wachstumsanalyse

Die American Express Aktie zeichnet sich durch ein konstantes und solides Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich aus. American Express verfügt neben einer starken Marke auch über die notwendigen Informationen, um den Kunden gezielte Vergünstigungen anbieten zu können. Damit bietet die American Express Aktie einen attraktiven Mehrwert für die Kunden und verfügt damit über einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Visa und Mastercard.

Zu dem Wachstum muss noch erwähnt werden, dass es sich um die Werte je Aktie handelt. Da das Unternehmen in den letzten Jahren massiv Aktien zurückgekauft hat, sind diese Zahlen höher als das organische Wachstum. Alleine in den vergangenen 3 Jahren sind pro Jahr knapp 3% der Aktien zurückgekauft worden.

Wirtschaftlicher Führungsstil (67 Punkte):

Aktienanalyse American Express

Wirtschaftlicher Führungsstil

American Express verfügt über die zweithöchste Eigenkapitalrendite unter den Kreditkartenanbietern, ist aber im Vergleich zu Mastercard (höchste Eigenkapitalrendite) in der Lage, dieses Eigenkapital stetig zu steigern. Dies zeugt von einem guten Finanzmanagement und einem soliden Geschäftsmodell.

Die Verschuldung ist bedingt durch das Geschäftsmodell deutlich höher, als bei Visa und Mastercard. Die historischen Daten zeigen, dass die relative Verschuldung (Schulden im Verhältnis zum Eigenkapital) in den letzten Jahren gesunken ist. Die langfristigen Verbindlichkeiten liegen aktuell beim 6,4-fachen des EBIT. Damit wird bereits ein ordentlicher Finanzhebel vom Unternehmen genutzt. Investoren sollten die Schulden im Auge behalten, da eine höhere Verschuldung immer mit gewissen Gefahren einhergeht. Da die Eigenkapitalquote (Eigenkapital / Gesamtkapital) in den letzten Jahren stetig gestiegen ist, sehe ich derzeit kein akutes Problem in der Verschuldung.

Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist, dass Warren Buffett hält über Berkshire Hathaway ca. 15% der American Express Aktien.

Renditekalkulation (83 Punkte):

American Express Aktienbewertung

Rendite American Express Aktie

Die Bewertungsverfahren weisen eine leichte Unterbewertung der American Express Aktie aus.

Fazit (237 von 300 Punkten):

American Express ist derzeit günstiger als im historischen Durchschnitt. Aufgrund der niedrigeren Wachstumsaussichten ist dies zum Teil auch gerechtfertigt. Überproportional hohe Gewinne sind aus meiner Sicht von dieser Aktie zum derzeitigen Kurs nicht zu erwarten.

Dennoch erwarte ich für die American Express Aktie eine marktübliche Rendite im Bereich von 6-8%. Das Papier ist daher für ein breit aufgestelltes Portfolio (z.B. ein Dividendenportfolio) durchaus geeignet.

Ein Vergleich zu Visa und Mastercard macht nur bedingt Sinn, da sich die Geschäftsmodelle zu stark unterscheiden. Zudem sind die Aktien von Visa und Mastercard derzeit sehr hoch bewertet.

Finanziell ist American Express trotz der Verschuldung gut aufgestellt und die Rentabilität ist in einem sehr guten Bereich. Da das Papier derzeit noch abwärtsgerichtet ist und bei ca. 67$ ein starker Widerstand im Markt liegt, würde ich einen Anstieg über diese Marke abwarten.

Alternativ kann man auf neue Tiefs warten und günstigere Einstiegspunkte nutzen und so eine Rendite erhöhen. Dies wäre bei 58$ (-20% vom Inneren Wert) der Fall. Der Nachkaufkurs wäre bei weiteren 10% Kursabschlag (52,40$) erreicht.



American Express Chartanalyse

American Express Aktie Chartanalyse

Soviel zu dieser Aktienanalyse. Ich hoffe, das Lesen hat Dir Spaß gemacht.

Ansonsten empfehle ich jedem das Buch des Vaters des Value Investings.

Nächste Woche kommt wieder mindestens eine weitere Analyse.

Fragen zum Bewertungsverfahren? Guckst Du hier:

Aktienanalyse: Das Bewertungsverfahren Teil 1

Aktienanalyse: Das Bewertungsverfahren Teil 2

Bis dahin und liebe Grüße euer Hamster

Unterschrift

[Sonstige Quellen: Pexels.com, Guidants.com]

Risikohinweis: Jedes Investment in Aktien ist mit Risiken behaftet. Im schlimmsten Fall droht ein Totalverlust. Engagements in den Reporten vorgestellten Aktien bergen Währungsrisiken. Alle Angaben in den Reporten stammen aus Quellen, die wir für vertrauenswürdig halten. Eine Garantie für die Richtigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Um Risiken abzufedern, sollten Anleger ihr Vermögen deshalb grundsätzlich streuen. Die Artikel in den Reporten stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers dar. Die veröffentlichten Informationen geben die Meinung der Redaktion wieder.

Hinweis nach WPHG § 34b :

Der Autor ist in der Aktie nicht investiert.

Previous Post
Aktienanalyse: Let’s Value Nr. 15 – Ströer SE
Next Post
Kassensturz: Aktien kaufen nach Let’s Value Analysen

Related Posts

No results found.

2 Comments. Leave new

  • Hallo Christian 🙂 Ich habe versucht, Amex unter den Gesichtspunkten, die du bei der Reihe “Geschäftsberichte verstehen” vorgestellt hast, zu untersuchen. Jetzt sind da aber einige “alarmierende” Punkte, wobei du hier gar nicht darauf eingehst. (Wahrscheinlich ein Zeichen, dass ich etwas nicht verstanden habe ^^). Diese Punkte sind:
    1. Die Debt-To-Equity-Ratio liegt in den letzten 10 Jahren deutlich über 1, zeitweise sogar über 5!
    2. Die Current- und Quick-Ratio wird bei Morningstar gar nicht aufgezeigt?
    3. Die Gesamtkapitalrendite liegt die ganze Zeit < 10 % … wobei die Eigenkapitalrendite in einem guten Bereich liegt!
    Das fand ich beim Durchgehen etwas komisch. Liegt es vielleicht an der Branche (Finanzdienstleistung)? Weißt du, an welchen Zahlen man sich ca. orientieren sollte in dieser Branche?

    Viele Grüße aus BaWü 🙂

    Reply
    • Hey Lena,
      1. Geschäftsmodellbedingt ist bei vielen Finanzinstituten das Fremdkapital (und die Schulden) sehr hoch. In der Regel ist dies für diese Unternehmen in Ordnung, weil entsprechende Vermögenswerte (Im Fall von Amex die entsprechenden Finanzforderungen und Cash) entgegensteht. Kennzahlen sind nicht immer für alle Unternehmen zu 100% anwendbar. Deshalb sollte man sich mit dem Geschäftsmodell näher befassen. Die Kennzahlen können Dir aber dabei helfen, auf Dinge aufmerksam zu werden und dann gezielt nach dem Grund zu suchen. Dann muss man entscheiden, ob das für dieses Unternehmen in Ordnung ist oder nicht.
      2. Wenn diese Kennzahlen nicht angegeben werden, kannst Du sie selbst berechnen indem Du in die Bilanz schaust.
      3. Die Gesamtkapitalrendite ist niedrig, weil Amex viel Fremdkapital in der Bilanz stehen hat und dadurch eine große Bilanzsumme hat. Deshalb ist die Eigenkapitalrendite und das ROCE oder ROIC hier der bessere Anhaltspunkt.
      Insgesamt freut es mich, dass Du Dich mit den Themen auseinandersetzt. Amex ist insgesamt ein gutes Unternehmen.
      Weiterhin viel Erfolg beim Investieren
      Christian

      Reply

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Fill out this field
Fill out this field
Please enter a valid email address.

Menu